Über mich

Chron(olog)ische Erinnerungen: 1960: An einem heißen Sommertag erblicke ich im holzgetäfelten Schlafzimmer meiner Eltern das Licht der Welt und am selben Tag werde ich von einem Urlaubsvertretungspfarrer aus Polen oder Ungarn auf den Namen „Abrt“ getauft. Meine Taufpatin ist mein Tante Kathl in Vertretung für meinen Onkel Rupert, der dringender bei der Heuarbeit benötigt wird. 1961: Ich bin ein braves Kleinkind und schlafe viel, während mein Bruder Alois Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel auf Trab hält. Meine Großmutter Josefa verlässt uns für immer , Juri Gagarin fliegt als erster Mensch in den Weltraum und mein Bruder Gottfried kündigt sich an. 1962: In Rom wird das 2. Vatikanische Konzil eröffnet, in Hamburg treten die Beatles auf, und ich übersiedle zusammen mit Alois ins Schlafzimmer meines verwitweten Großvaters, der uns lustige Lieder singt. 1963: In Dallas wird J.F.Kennedy erschossen, in Rom stirbt Pabst Johannes XXIII, und zu Elsen wird meine Schwester Josefa geboren. Genauer erinnere ich mich aber an die Krampusse , die mich das fürchten lehren. 1964: Chagall, Dubuffet, Moore, Picasso, Warhol bestimmen die Kunstszene und ich versuche mich als Schifahrer auf von meinem Papa selbst gezimmerten Holzbrettern mit Lederschlaufe. Manchmal begleiten wir unseren Großvater zum Watten in die verqualmte Nachbarsstube. Immer wieder reden die Watter vom „gehen“ und wir fragen uns :“ Wann gemma endlich?“ 1965: Neugierig und voller Sorge werden die ersten Sommergäste aus Holland erwartet, für uns Kinder ein Fest aus Süßigkeiten und neuen Eindrücken. Zudem beschert uns der Sommer noch eine Schwester mit Namen Hildegard, Niederschläge, Muren und Überschwemmungen. 1966: Peter Handke beschimpft das Publikum, Ernst Jandl dichtet „Laut und Luise“, und für mich beginnt der Ernst des Lebens: Schule. Oder für meine Schwester Brigitta ? Wann beginnt der Ernst des Lebens ? 1967: Alois, Albert und Gottfried in einer Schulklasse. Die nette Lehrerin versucht meinen kleinen Bruder zum Singen, der Fotograf zum Lächeln zu animieren , vergebens. 1968: Das mediale Zeitalter hat begonnen. Schirennen, Kasperl, Daktari, Flipper, Filopat und Patafil. Und ganz real um Weihnachten ein Bruder mit Namen Willibald. 1969: Die Mondlandung ist das Ereignis des Jahres. Uschetante und Moidltante beten den Rosenkranz auch für die Astronauten. 1970: Ich bin ein guter Schüler mit mäßigen Fleiß. Hauptschule oder Gymnasium ? Vorerst genügt mir die Hauptschule in Matrei. 1971: Tagtäglich fahre ich als Fahrschüler in die Schule und wieder zurück. Wieder bin ich mit Alois in einer Klasse. Der ewige Zweite. 1972: Um 4 Uhr früh aufstehen, um die Olympiade in Sapporo mitzuverfolgen, das ist Begeisterung. Und noch ein kleiner Bruder: Michael. 1973: Ein Pallottinerpater aus Salzburg ködert mich ins Internat. Latein und Griechisch. Damit endet mein Vorhaben, Schirennläufer zu werden. 1974: In den Ferien bin ich eifriger Ministrant und Teilnehmer bei der Bubenolympiade in Schileiten. Beim Orientierungslauf verirre ich mich im Wald. Aber: Dabei sein ist alles. 1975: Schule, Schikurs, und was gibt es sonst noch ? Mädchen ! 1976: Franz Klammer wird Olympiasieger in Innsbruck, ich besteige den Großglockner, den Großvenediger, den Hochgall und den Hochschober. 1977: Mehr als die Berge interessieren mich andere, sanftere Landschaften. 1978: Der Führerschein muss her, mit dem Fahrrad erkunde ich Salzburg und Umgebung und als Filmschauspieler verkörpere ich den russischen Geheimagenten Stolperov. 1979: Matura. Die Welt steht mir offen. Und ich will mehr. Zuerst eine Mittelmeerkreuzfahrt. Und das Bundesheer will mich. 1980: Ich inskribiere an der TU Innsbruck Architektur und wohne im Südtiroler Studentenheim. Die Postmoderne blüht (auch mir). 1981: Ein Trio singt „Da-da-da“, Alois und Gottfried widmen sich an der Sommerakademie der Kunst und ich versuche mich als Jungbauer am Elsenhof. 1982: Ich spiele Flügelhorn bei der Musikkapelle und das Studium zeigt sich von seiner zähen Seite. Mein Großvater Alois stirbt. 1983: Ein paar Tage auf Naxos mit Gottfried, Hildegard und Birgit und Umzug in eine Wohngemeinschaft voller kurioser Leute. Ein rumänischer Jongleur, eine Hundefriseuse, ein paar Studenten, ein Obdachloser, der sich im Keller einrichtet. 1984: Nomadisch ziehe ich von der Höttinger Au in die Daxgasse und weiter in die Meinhardstrasse unterbrochen durch Aufenthalte in Capri, Wien, Graz, Eggalm, Elsen, Salzburg, Paris, Venedig, Assisi. 1985:Nach allerlei Beziehungsverwicklungen lande ich mit dem Fahrrad in Paris in den Armen meiner zukünftigen Gemahlin Martina. 1986:Tschernobyl erschüttert die Welt. Im Juni wird unser Dominik viel zu früh geboren und im August endet sein kurzes Leben. Wir wohnen in einer Zweizimmerwohnung zwischen Zug und Kirchenglocken. 1987: Coop (macht den) Himmel blau und Maximilian ist da. 1988: Eugenia ist unterwegs, ein Wohnungswechsel vonnöten und wir heiraten. 1989: Meine vierjährige Tätigkeit am Institut für Geometrie geht zu Ende und wir sind wieder einmal auf Wohnungssuche. Und ich auf Arbeitsuche. 1990: Ich zeichne Kapuzinerklosterumbaueinreichpläne in einem Architekturbüro und an meiner Diplomarbeit in Sadrach mit Blick über Innsbruck. 1991: Wir ziehen nach Graz. Wiedereinmal beginnt der Ernst des Lebens. 1992: Wir ziehen nach Lienz. Gloria wird geboren. 1993: Wir ziehen nach Allerheiligen bei Wildon. Helene wird geboren. 1994: Wir sind angekommen. Im Schloss Herberstorf wohnt sich’s fürstlich. 1995: Und schon wieder eine Übersiedlung. Diesmal wieder nach Graz. 1996: Martina beginnt eine dreijährige Hebammenausbildung, während ich mich als Hausmann etabliere. 1997: Alois, Albert, Gottfried, Willibald Feldner: “Körper, Raum, Fläche“, eine Gemeinschaftsausstellung in Innsbruck. 1998: In der Wohnung wird es eng, ein Grundstück wird gekauft und die Planung für ein Haus in Angriff genommen. 1999: Nach sechsmonatiger Bauzeit ziehen wir in unser neues Haus. 2000: Ein Haus ist schnell gebaut, was nun? Noch einmal das Ganze, diesmal für Andere. Martina arbeitet als Hebamme im LKH Wagna bei Leibnitz. 2001: Die Durchmischung von Arbeit, Familie, Haushalt tut nicht gut. Ein Zweitauto und ein kleines Büro in der Stadt entflechten. Doch wo sind die Aufträge ? 2002: Wiedereinmal stehe ich an. Und Anstand ist nicht gefragt. Also weiter(Bildung): Computerkenntnisse updaten! Bauträgerrausbildung! 2003: Nun bin ich also Bau(träg)er geworden und beschäftige mich mit Grund und Boden, zu den Wurzeln zurückgekehrt. 2004: Jetzt, wo vieles schon viele Jahre her ist, ……….. Mark Zuckerberg startet das Unternehmen Facebook. 2005: Albert Einstein ist schon 50 Jahre tot und die Relativitätstheorie 100 Jahre alt. Ein Bauträgerprojekt endet im finanziellen Desaster. Ein Defizit im sechsstelligen Eurobereich belastet Haus, Ehe und Familie. 2006: Ein 100 Euro Projekt und eine dreimonatige Karriere als Busfahrer sind nur ein Tropfen auf dem heissen Stein der finanziellen Wüste. 2007: Ein Handy mit Kamera läutet das digitale Zeitalter ein. Zwei Wettbewerbe als Versuch, mich nicht abwerfen zu lassen und im Sattel zu bleiben. 2008: Nichts geht mehr. Die Wirtschaftskrise. Love it, leave it, change it. Liebe oder Veränderung der Situation scheint unmöglich, mir bleibt die Flucht nach Innsbruck mangels anderer Alternativen. 080808: Ein schönes Datum für einen Neubeginn. 2009: Der Zufall spült mich Inn- und Donauabwärts nach Hinterbrühl bei Mödling ins SOS Kinderdorf. Drei bis viermal monatlich pendle ich für drei bis vier Tage dorthin. 2010: Hinzu kommt eine Ausbildung zum Familienpädagogen in Wels 2011: Unsere WG in Hinterbrühl Niederösterreich löst sich auf und ich lande nach einem Praktikum in Moosburg Kärnten in Imst in Tirol. 2012: Imst und Wels meinen es nicht gut mit mir. Ich kündige meinen Kinderdorfjob und beschäftige mich wieder mit Architektur. Ein Haus in der Südsteiermark und ein Projekt in Gutenberg. 2013: Noch immer arbeitslos. Ein Wettbewerb füllt die Lücke. 2014: Das Jahr beginnt mit Mathematik Nachhilfe, einem AMS Kurs und der Vorbereitung auf die Ziviltechnikerprüfung, die ich am 8.April ablege. Tags darauf beginne ich im Jugendland als Sozialpädagoge zu arbeiten. Korsika und Bergen. Gloria macht mich zu Weihnachten mit David zum Großvater. 2015: Jetzt habe ich doch tatsächlich meine Volksschule gekauft und nähere mich meinen Wurzeln. Ein Kreis schließt sich.